Am Mais

Viele von unseren Mitstreitern schwören auf die Fotografie im Frühjahr zur Rapsblüte. Doch ich muss zugeben, dass es für mich nichts schöneres gibt, als am Rand von einem Maisfeld zu sitzen. Warum???

Maisfelder werden vom Wild als Rückzugsort genutzt. Am Tag ruhen sehr viele Wildarten in diesen Feldern. Denn ab Mitte Juli hat der Mais eine Höhe erreicht, dass ein ausgewachsenes Reh vollkommen in den Meer der Maispflanzen verschwinden kann. Durch die hohen Maispflanzen entsteht zwischen diesen ein entsprechendes Mikroklima. Am Tage ist es dort kühler und in der Nacht kühlt es zwischen den Pflanzen nicht so stark aus.

Taktik

Doch welches Taktik wird dir die besten Fotos am Mais bringen? Wie müssen wir uns verhalten? Das wichtigste bei der Fotografie an Maisfeldern ist, dass Du niemals in ein Feld hineingehst. Doch wie fotografierst Du dann am Mais?

Um die besten Plätze zu finden, musst Du schon Ende Mai, oder Anfang Juni in jedem Jahr beginnen diese zu suchen. Die besten Plätze finden wir an Maisfeldern, die dicht an einem Hain oder kleinen Wäldchen mitten in den Feldern liegen.

Such Dir zwei Maisfelder die parallel zu einander verlaufen und im besten Fall mittig zwischen den Feldern eine Wiese mit Wildkräutern liegt. Oder ein Maisfeld, welches mit einem Grünstreifen getrennt, parallel zu einem Wald liegt.

Doch wo setzen wir uns an?

Blick von der rechten Seite meiner Kamera

Blick von der linken Seite meiner Kamera

Ich habe vielleicht eine ungewöhnliche Position bei diesem Ansitz gewählt. Doch es war genau die richtige Entscheidung. Vorab muss ich Dir nun erst einmal erklären, wie sich dieser Platz aufbaut.

Die beiden Bilder zeigen Dir einen Blick auf ein Maisfeld von 20m breite und ca. 200m Länge. hinter dem Maisfeld, liegt eine Schutzzone. Es ist ein Naturschutzgebiet, welches etwa 100m breit und 200m lang ist. zwischen dem Maisfeld und mir lag eine Fläche mit vielen Wildkräutern und in meinem Rücken wiederum ein Maisfeld mit 70m x 200m Fläche.

Nun wechseln die Tiere zwischen dem Naturschutzgebiet und dem/ den Maisfeld/ -ern hin und her. Morgens und Abends zum Wechsel des Lichts, kommen die Tiere aber auch zum Fressen auf die Wildkräuterwiese.

Egal wann ich an diesem Platz ansitze, ich habe immer meine Wärmebildkamera dabei. Mir steht die Sonne zu den Abendstunden immer direkt ins Gesicht. Ricken und Böcke die direkt vor dem Mais stehen sind so perfekt getarnt, dass man diese bei dem Gegenlicht oft nicht mit bloßem Auge erkennen kann. Daher suche ich die Kante des gegenüberliegenden Mais immer mit der Wärmebildkamera ab.

Der eine oder andere wird nun denken: “Warum setzt der am Tage eine Wärmebildkamera ein?”, weil es geht! Ein Nachtsichtgerät, nützt Dir ausschließlich in der Nacht und selbst dann würde ich nur noch auf Wärmebildkameras setzen. Doch zu dem Thema wird es noch einen weiteren Beitrag geben. Also bleib dran und immer schön nach Updates auf meinem Blog schauen. ;)

Was sieht man denn mit einer Wärmebildkamera?

Hier steht links ein Bock, der zwei Ricken (rechts) beobachtet.

In dem Wärmebild, kannst Du die beiden Windräder wiedererkennen, die auf dem ersten Foto von meinem Ansitzplatz zu sehen sind. Diese habe ich im folgenden Bild blau eingekreist.

Analysieren des Wärmebilds

Die beiden grünen Markierungen zeigen eine einheitliche Temperatur. Das dunklere Grün markiert das mir gegenüberliegende Maisfeld. Am Ende dieses Maisfeldes grenzt ein landwirtschaftlicher Weg, hinter dem wiederum das nächste Maisfeld liegt (hell-grün). Direkt neben mir standen zwei hochwachsende Wildkräuter, diese habe ich einmal Orange markiert. Doch die Rehe (Rote Markierung) kann man nun sehr gut erkennen. Hier auf dem Bild standen die drei nicht mehr direkt am Mais, doch der Bock von seinen Hormonen getrieben, hatte es auf eine der Ricken abgesehen. In der Blattzeit (wie die Jäger sagen) oder Rehbrunft, sind die Böcke durch die Hormone sehr viel unvorsichtiger und ignorieren viele Gefahren.

Der Bock hat die beiden Ricken wieder in den Mais getrieben, doch eine Weile später kam er direkt mir gegenüber wieder aus dem Mais heraus.

Der Bock, wie er mach dem Verlassen des Maisfelds hinter einem zweiten Bock her jagt.

In so einem Fall wird man mit tollen Fotos gesegnet. Ich liebe die Fotografie am Mais!! Für mich gibt es einfach nichts schöneres.

Sitzpositionen

Die Sitzpositionen, machen die Musik. Möchtest Du solche Natur- oder Wildlife Aufnahmen gerne selbst machen, ist es wichtig zu verstehen, worauf Du achten musst. Wichtig ist es in erster Linie zu wissen aus welcher Richtung der Wind kommt. Dafür gibt es sehr nützliche Apps um dies von Zuhause zu planen. Doch wenn Du zu einem Ansitz fährst, würde ich immer auf die Windräder in dem Revier achten. Wie hat sich die Gondel gedreht? Die Spitze mit den Rotorblättern steht generell immer in Richtung der Hauptwindrichtung. Auf Bodenhöhe, zwischen Feldern oder Wald und Feldern, werden sich immer kleine Verwirbelungen bilden. Doch der Wind sollte den überwiegenden Teil aus einer Richtung kommen. Dies kannst Du sehr gut mit einem Windtester testen. Dies sind kleine Flaschen, die mit Talkum gefüllt wurden und eine Zerstäuberspitze besitzen. Drückt man auf die Flasche, wird das Talkum in die Luft gesprüht. Beobachte die Richtung in die das Pulver zieht. Es sollte im besten Fall immer in die entgegengesetzte Richtung ziehen, wie Du fotografierst, doch auch Seitenwinde kann man nutzen. Wichtig, ist dann nur, dass sich dieser Wind nicht weiter dreht.

Ansitzen oder Pirsch?

Ich halte einen Ansitz immer für die beste Wahl! Du solltest Deine Bewegungen durch Tarnung verdecken können. Jede kleine Bewegung die wir machen, oder auch jeder freie Hautstelle, wird als Bedrohung wahrgenommen. Die Tiere kennen das Revier in dem sie sich bewegen, zu 100%. Jede Veränderung ruft eine gewisse Vorsicht bei den Tieren auf den Plan.

Sitzen oder Liegen?

In einer Wiese mit Wildkräutern, die höher als 20cm sind, brauchst Du nicht liegen… Deine Frontlinse der Kamera verschwindet hinter den Gräsern und Kräutern, so dass Du zwar einen “Tiefeverlauf” im Foto haben wirst, aber ob die Bilder dann noch ansprechend aussehen, stelle ich einfach in Frage. Sobald ich an solchen Stellen mit höherem Gras ansitzen möchte, verwende ich ein Stativ und passe die höhe den Gräsern an. 5cm bis 10cm über den höchsten Grashalmen sollte die Linse ausgerichtet sein. Dadurch erreichst Du einen schöne Tiefenschärfe und wirst ansprechende Aufnahmen erstellen. Für den Ansitz verwende ich immer sehr gemütliche Stühle. Diese müssen Dein Gewicht tragen und mit der Bodenstruktur gut klar kommen. Im besten Fall sind diese schnell aufgebaut und leicht zu transportieren.

Liegen kannst Du ein Stellen, an denen die Gräser kurz gehalten werden/ wurden. An solchen Stellen verwende ich einen Bohnensack als Stativ, oder ein Berlebach Mini (Holzstativ).

Egal ob Du liegst oder sitzt, Tarnung ist Pflicht! Entweder Du verwendest ein Tarnnetz unter dem Du dann auf die Tiere wartest, oder Du verwendest einen Ghillie-Suit. Beides funktioniert, beides hat Vor- und Nachteile.

Möchtest Du mehr erfahren? Hast Du Feedback zu meinem Beitrag, dann lass es mich gerne wissen und schreib mir einen kurzen Kommentar.


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Grundlagen Wärmebildkameras